Symbolbild

Social Media und Flüchtlingsschutz

8. Februar 2023

EU-Projekt „Protect“ mit Beteiligung der Universität Stuttgart stellt Ergebnisse vor
[Bild: Pixabay]

Wie können Facebook, Twitter und Co. zum Schutz von Geflüchteten und Migrant*innen eingesetzt werden? Dieser Frage gingen Sozialwissenschaftler*innen der Universität Stuttgart im Rahmen des EU-Projekts „Protect“ (The right to international protection: a pendulum between globalization and nativization?) nach. Bei der Abschlusskonferenz vom 6. bis 8. März werden die Projektergebnisse vorgestellt.

Die Einhaltung von Menschenrechten ist eines der zentralen Ziele von Demokratien. Kriege und Vertreibung stellen diese universellen Rechte jedoch immer wieder vor große Herausforderungen, wie es derzeit der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine oder die „Flüchtlingskrise“ in den Jahren 2015/16 dramatisch vor Augen führen. In diesem Zusammenhang analysierte das EU-Projekt „Protect“, welche Folgen Veränderungen in den Bereichen des Rechtssystems, der Governance und des gesellschaftlichen Diskurses für den internationalen Flüchtlingsschutz haben. 

Die Abteilung Computational Social Science am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart war insbesondere an der Analyse der Mediendaten beteiligt. Die Forscher*innen untersuchten, wie die europäische Öffentlichkeit auf sozialen Netzwerken wie Facebook strukturiert ist und ob diese um ideologische Gruppen gegliedert ist. „Die europäische Öffentlichkeit ist durch politische Konfliktlinien strukturiert, die über nationale Ländergrenzen hinausgehen. Das heißt, dass die vieldiskutierte gemeinsame europäische Öffentlichkeit sich unter anderem durch ähnliche politische Konflikte auszeichnet“, sagt Lehrstuhlinhaber Prof. Raphael Heiberger. 

Netzwerke haben Auswirkung auf die mediale Relevanz

Außerdem analysierten die Stuttgarter Sozialwissenschaftler*innen, wie Agenda Setting im Migrations- und Flüchtlingsdiskurs auf Twitter funktioniert. Es zeigte sich, dass Parteien, NGOs oder andere Institutionen auf Twitter mehr beachtet werden, wenn sie mit Organisationen im gleichen Sektor enge Verbindungen unterhalten. „Das bedeutet, dass die unmittelbaren professionellen Netzwerke einer Organisation Auswirkungen auf die mediale Relevanz haben“, so Projektleiterin Sara Hanke, Projektverantwortliche an der Universität Stuttgart. „Das hat wichtige Implikationen für die Social Media-Strategie von Organisationen, die zur Wahrung und Weiterentwicklung der Rechte von Flüchtlingen und Migranten maßgeblich beitragen können.“ 

„Protect“ wurde unter Federführung der Universität Bergen/Norwegen von 11 Universitäten in Europa, Kanada und Südafrika getragen und im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 mit rund 3,3 Millionen Euro gefördert. Die Wissenschaftler*innen entwickelten zum einen die Werkzeuge, um internationalen Schutz als übergreifend auf allen politischen Entscheidungsebenen zu verstehen (lokal, regional, national und supranational). Des Weiteren fragten sie, welche Governance Modelle am besten geeignet sind, das Recht auf internationalen Schutz zu wahren. Darüber hinaus wurden gesellschaftliche Diskurse identifiziert, die sich mit Menschenrechten und dem Recht auf internationalen Schutz beschäftigen. Die Ergebnisse des Projekts stellen die Forschenden bei der Abschlusskonferenz vom 6. bis 8. März 2023 in Brüssel vor. Konferenzprogramm und Registrierung 

Fachlicher Kontakt:

Prof. Raphael Heiberger, Sara Hanke (geb. Schmitt), Universität Stuttgart, Institut für Sozialwissenschaften, Abt. Computational Social Science, Tel. +49 0711 685 81001, E-Mail Prof. Heiberger, E-Mail Sara Hanke

Publikationen:
Hakan G. Sicakkan, Raphael Heiberger: Between Europeanism and Nativism: Exploring a Cleavage Model of European Public Sphere in Social Media, 2022
Raphael Heiberger, Sara Schmitt, Hakan G. Sicakkan, Pierre GeorgesVan Wolleghem: Do Policy Actors Influence Political Communication on Refugee Protection in Social Media? A Comparison of the UNHCR and the EU on Twitter, 2022, 

 

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Keplerstraße 7, 70174 Stuttgart

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