Von Oktober 2024 bis September 2027 werden im DFG geförderten Projekt „Kognitive Prozesse bei der Beantwortung indirekter Fragetechniken“ unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Vogl und Dr. Thomas Krause Frage-Antwort-Prozesse bei der Beantwortung von IQTS untersucht. Dabei werden verschiedene Befragtengruppen kontrastiert, um mögliche Unterschiede im Frage-Antwortprozess und der Interaktion mit der Wahrnehmung von Sensibilität von Fragen zu erforschen.
Denn obwohl Interviews die häufigste Datenerhebungsmethode in den Sozialwissenschaften sind, gibt es noch immer Wissenslücken im methodischen Verständnis. Surveys zu sensiblen oder heiklen Themen sind bekannt dafür besonders herausfordernd zu sein. Heikle Fragen beziehen sich auf sozial unerwünschtes Verhalten oder intime Aspekte, die Befragte unter Umständen nicht offen erörtern möchten. Eine Strategie, um sensible Charakteristika mit wenig oder sogar keiner Verzerrung zu messen, sind sogenannte indirekte Fragetechniken (IQT). Ehrliches Antwortverhalten soll hier durch zusätzliche Anonymität gewährleistet werden. Viele Studien haben Unterschiede in Prävalenzraten zwischen direkten und indirekten Fragetechniken belegt. Trotzdem liefern aktuelle Validierungsstudien Hinweise darauf, dass diese höheren Prävalenzraten nicht unbedingt valider sind. Außerdem gibt es Hinweise, dass IQTs je nach Befragtengruppe unterschiedliche effektiv sind. Damit stellt sich die Frage nach der Angemessenheit und der Messinvarianz von IQTs. Dies erscheint wenig überraschend vor dem Hintergrund, dass Altersunterschiede bezüglich des Verständnisses zur Rolle von Umfragen, den Rekrutierungsbemühungen, der Messäquivalenz und der Validität sowie der kognitiven und kommunikativen Prozesse bekannt sind. Diese komplexen Zusammenhänge und Prozesse werden wir mit einer Kombination qualitativer und quantitativer Methoden (Gruppendiskussionen, kognitive Interviews, Eye-Tracking, physiologische Messung und standardisierter Survey) beleuchten.
Die Projektziele sind zusammengefasst: (1) Multimethodische explorative Untersuchung der Wahrnehmung und kognitiven Prozesse bei der Beantwortung von IQTs zur Problemidentifikation; (2) Analyse der Funktionalität von IQTs auf der Grundlage diverser Populationen; (3) Überprüfung der identifizierten Probleme auf ihre Übertragbarkeit auf natürliche Interviewsituationen.
Ziel des Projekts ist es, ein tieferes Verständnis für die Anwendung und Effektivität von indirekten Fragetechniken zu erlangen und so einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Methodik und Genauigkeit von Datenerhebungen zu sensiblen Themen in den sozialwissenschaftlichen Befragungen zu leisten.
Susanne Vogl
Prof. Dr.Leitung Sowi IV
Stellvertretende Direktorin Gesamtinstitut